Ich bin kein Fan von der Vergabe “großer” Titel in kurzen Abständen. Und doch ist es wahrscheinlich die einzige Möglichkeit für Randsportarten, ein wenig Aufmerksamkeit zu produzieren. Und Geld bringt es auch. Beachvolleyball ist da keine Ausnahme. Jedes Jahr eine Europameisterschaft und die Weltmeisterschaft im Zweijahresrhythmus (hoffentlich nicht auch bald jährlich).
Ein Ticket für Paris
Die Weltmeisterschaft im vorolympischen Jahr ist dennoch etwas Besonderes, sichert sich der Sieger doch a) ein direktes Ticket für die Olympischen Spiele und gibt es b) die mit Abstand meisten Punkte zur Qualifikation für alle anderen Teams für eben dieses Turnier. Wobei a) nicht so ganz richtig ist. Schließlich treten im Beachvolleyball offiziell Nationalteams gegeneinander an, der Sieger erspielt also “nur” einen Spot für seine Nation.
Eine weitere ungeliebte Gemeinsamkeit zu anderen Sportarten ist die horrende Anzahl an Teilnehmern. 48 Teams sind es pro Geschlecht mittlerweile. Da die Anzahl der Nationen, in denen Beachvolleyball halbwegs professionell betrieben wird, deutlich geringer ist, erwarten die Zuschauer sehr viele langweilige Vorrundenspiele. Aber das kennen wir ja mittlerweile aus fast jeder Sportart. Oder um es positiv zu formulieren: Die Sportart erschließt neue Märkte und exotische Teams aus unbekannten Ländern bereichern den Saisonhöhepunkt.
Zu viele Teams in noch mehr Spielen
48 Teams also, die in 12 Vierergruppen Jeder gegen Jeden spielen. Die jeweils ersten beiden Teams sowie die vier besten Gruppendritten dürfen sich direkt über den Einzug in die nächste Runde freuen, während die weiteren Gruppendritten in sog. Lucky-Loser-Spielen acht weitere Teilnehmer ermitteln. Und so dürfen dann 32 Teams im Single-Out Modus ihren Sieger ausspielen. Es gäbe sicher hübschere Möglichkeiten.
Gespielt wird in Mexiko in Tlaxcala, Huamantla und Apizaco. Alle drei Spielorte liegen zwischen 2.200 und 2.600 Höhenmetern, immerhin pendeln die Temperaturen aktuell rund um 25 Grad. Positiv dagegen, dass die WM erstmals seit 20 Jahren wieder in Südamerika stattfindet. Nach 2003 (Rio) fanden alle Weltmeisterschaften ausnahmslos in Europa statt, jetzt also wieder mal auf der anderen Seite des großen Teiches.
Die Favoriten
Die Favoriten sind schnell gefunden. Bei den Frauen führt an DUDA / ANA PATRÍCIA (Brasilien) im Normalfall kein Weg vorbei. Es folgen KLOTH / NUSS und HUGHES / CHENG (beide USA) sowie MELISSA / BRANDIE (Kanada) auf den Plätzen. Weltmeisterinnen außerhalb dieser Gruppe wären schon eine Sensation. Bei bisher 13 gespielen Weltmeisterschaften ging der Titel im Übrigen 11 Mal nach Nord- oder Südamerika. Gerade einmal nach Europa (Ludwig / Walkenhorst 2017) und einmal nach China.
Bei den Männern ist die Favoritenrolle auf dem Papier sogar noch eindeutiger. Die amtierenden Olympiasieger MOL / SØRUM (Norwegen) sind die großen Favoriten, wobei Verletzungen den beiden in letzter Zeit etwas zu schaffen machten. Es folgen ÅHMAN/HELLVIG (Schweden) vor PARTAIN/BENESH (USA). Während die Schweden zwei Europameisterschaften in Folge holen konnten, sind die amerikaner so etwas wie das Team der Saison.
Die deutschen Teams
Aus deutscher Sicht gehen vier Teams an den Start. Drei davon weiblich. Müller / Tillmann sind als bestes dieser Teams auf Seed 11 gesetzt. Es folgen Ludwig / Lippmann auf 19 und Borger / Ittlinger auf 27. Für Müller / Tillmann als Gruppenkopf (Gruppe K) ist die Vorrunde eine Pflichtaufgabe und auch Ludwig / Lippmann sollten ihre Gruppe halbwegs locker überstehen. Auf Borger / Ittlinger warten mit Hughes / Cheng und Agatha / Rebecca schon echte Kaliber, aber es kommen wie gesagt auch fast alle Gruppendritten weiter.
Die deutschen Männer werden einzig von Ehlers / Wickler vertreten. Setzlistenplatz 6 ermöglicht immerhin eine ruhige Gruppenphase, bevor es anschließend hoffentlich bis in Richtung Medaillen-Plätze geht.
Start am 06. Oktober
Ach ja, los geht's schon am 06. Oktober, die Finalspiele sind für den 15. Oktober angesetzt. Dank Zeitverschiebung beginnen die Spiele hierzulande am späten Nachmittag, die Spitzenspiele werden leider wohl eher mitten in der Nacht stattfinden.
Zu sehen gibt es das ganze Turnier, wie mittlerweile gewohnt, bei volleyballworld. Mal sehen, ob die Weltmeisterschaft mehr Zuschauer anziehen wird als die letztjährige Ausgabe in Rom. Aber dazu hatte ich mich ja hier schon ausgelassen.
Nach dem Turnier sollte sich dann auch das Teilnehmerfeld für Paris 2024 schon deutlicher abzeichnen. So richtig viele Turniere sind es dann ja wahrscheinlich auch nicht mehr.
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