Besuch beim Sumo - ein Erlebnisbericht

Als ausgewiesener Sportnerd und Eventfan freue ich mich jedes Mal wie ein kleines Kind, wenn ich ab und an ein neues Format entdecken darf. Diesmal ging es weit und zwar bis nach Japan. Dort durfte ich zum ersten Mal ein Sumo-Turnier live erleben. Und kurz zusammengefasst: Es war besonders.


Doch von vorn: Die Höhepunkte des Sumo-Jahres bestehen aus sechs Major Turnieren. In jedem ungeraden Monat des Jahres wird eines dieser Turniere durchgeführt. Jedes mit einer Länge von 15 Tagen. Drei dieser sechs Turniere finden in Tokio statt. So auch das diesjährige Septemberturnier, das ich besuchen durfte.

Schauplatz war der/die/das Ryogoku Kokugikan, eine Arena, in der zu diesem Turnier gut 10.000 Zuschauer Platz finden. Ich war am Donnerstag vor dem Finalwochenende dort.


Die Kämpfe selbst sind schnell erklärt und bestehen in erster Linie aus etwas Drumherum und einem sehr kurzen Wettkampf. Verbeugungen, Waschung, das Werfen von Salz, viel Rituelles und Spirituelles, all das zeichnet Sumo aus. Geht es dann zur Sache, ist es auch nach ein paar Sekunden schon wieder vorbei. Sobald ein Kämpfer den Boden außerhalb des Rings (Dohyō) berührt oder innerhalb des Rings zu Boden geht, steht der Sieger fest. 82 verschiedene Siegtechniken gibt es aktuell im Sumo-Sport. Das “Herausdrücken” aus dem Ring ist mit Abstand die Häufigste.


Langweilig wurde es aufgrund der Anzahl an Kämpfen dennoch nicht. Gut 50 Duelle wurden an diesem Tag ausgetragen. Schon am frühen Vormittag ging es los mit den schwächeren Divisionen (ab Makushita), ehe der Tag mit den Stars beschlossen wurde. Die Halle war dabei bis zum frühen Nachmittag nur spärlich besetzt, füllte sich dann aber rasch, als die hochrangigen Kämpfe (Maku-uchi) anstanden.

Auch in dieser Sportart hat die Vermarktung im Übrigen Einzug erhalten. Während die Halle an sich im Innenraum werbefrei war, marschierten nach Aufstellung der beiden Kämpfer ein paar Menschen mit Fahnen um den Ring (Dohyō). Ich dachte erst, das wären gewonnene Titel, doch dann zeigte sich schnell das ein oder andere bekannte Firmenlogo.


Die sonst oft reserviert auftretenden Japaner ließen ihren Emotionen freien Lauf. Während in der ersten Tageshälfte die Hauptbeschäftigung der Besucher aus Essen bestand, wurden gegen Abend Plakate geschwenkt, gejubelt und applaudiert.


Im Umlauf der doppelstöckigen Arena herrschte die gewohnt japanische Praktikabilität. Jede Menge Automaten, gefüllt mit gekühlten Getränken oder den bekannten Kapseln mit sumo-gebrandeten Plastikartikeln. Dazu ein paar wenige Verkaufsstände, die Essen (meist frittiert), Bier, Eis, Süßes etc. verkauften, sowie ein paar Shops für Souvenirs und Fanartikel.

Das im Erdgeschoss angekündigte Sumo-Museum entpuppte sich als ein einziger Raum mit Fotos und Trophäen vergangener Veranstaltung. Während unseres Besuchs zeigte sich dort auch ein ehemaliger Star der Szene, der sofort umlagert wurde. Den Namen kannte ich natürlich nicht, aber sein übergroßes Foto im Museum war nicht zu übersehen.


Auch am Sportlereingang außerhalb der Arena war immer viel los, Autogramm- und Fotojäger warteten auf die ankommenden Ringer. Alles in allem viele Menschen, wie überall in Tokio.

Ansonsten wurde im Kellergeschoß in einer sehr häßlichen großen Kantine Chanko Nabe angeboten. Ein Eintopf, der aus Gemüse wie Karotten, Frühlingszwiebeln und Rettich, Fleisch und Tofu besteht und unter den Sumoringern wohl sehr hoch im Kurs steht. Ich habe ihn nicht probiert.


Insgesamt ein besonderes Ereignis, das ich nicht missen möchte. Allerdings hat es mich auch nicht zum Sumo-Fan gemacht, auch wenn ich an den Folgetagen im TV noch den ein oder anderen Kampf des Turniers verfolgt habe. Immerhin bin ich dank Capsule-Automat nun stolzer Besitzer eine Geldbeutels mit Sumo-Portrait.

Kommentare